Immer mehr Menschen setzen auf den Kalender auf dem Smartphone – dennoch schafft es dieser nicht, den altbekannten Papierkalender zu ersetzen. Ergänzen ja – aber gänzlich austauschen? Gerade wichtige Daten wie Geburtstage, Jahrestage oder ähnliche Fakten werden gern auf Papier festgehalten und sind so jederzeit – unabhängig vom Handy – griffbereit.
Kalender: Smartphone als Alternative?
Bemerkenswert: Der Umsatz der Kalenderbranche wächst stetig. Das heißt, die Papiervariante wird auch in absehbarer Zukunft nicht aussterben oder vom Markt verschwinden, denn immer neue Ideen für Tisch- oder Wandkalender sorgen für ein deutliches Kaufinteresse bei der jeweiligen Zielgruppe. Nicht zu vergessen die Kalender als Werbemittel, denn sie werden sogar noch lieber verschenkt als Kugelschreiber oder Süßigkeiten.
Das Smartphone besitzt mittlerweile einen Stammplatz unter den Weihnachtsbäumen und ist überhaupt ein scheinbar in jeder Situation und zu jeder Gelegenheit geeignetes Geschenk. Doch der Kalender in der Papiervariante behauptet sich selbstbewusst und zeigt sich in immer wieder neuem Gewand. Die Hersteller haben keine Angst vor der Konkurrenz, die zwar digital, dennoch aber nicht immer die beste Lösung ist.
Das Smartphone ist damit keine Alternative, sondern ergänzt die Kalendervariante aus Papier lediglich, wobei dieses Verhältnis natürlich auch umgekehrt betrachtet werden darf.
Wozu braucht es heute noch den Kalender zum Anhängen?
Ein wunderschöner Kalender mit tollem Naturmotiv, mit lustigen Comiczeichnungen oder Wimmelbildern, mit Impressionen des turbulenten Stadtlebens oder mit Alltagssituationen: Wer ein schönes Wandbild haben möchte, kann sich das doch einfach kaufen! Wer braucht dafür schon einen Kalender? Hier liegt der Grund sicherlich zum einen in der Abwechslung. In jedem Monat zeigt sich beim Kalender ein neues Motiv.
Wer wechselt denn aber bitte monatlich die Bilder an der Wand? Interessant ist, dass es bei den Kalenderkäufern Wiederholungstäter gibt. Sie kaufen in jedem Jahr die neueste Ausgabe des immer gleichen Kalendertyps und hängen dieses Modell dann auch wieder an den dafür vorgesehenen Nagel – stets gleich. Insofern bekommt der Papierkalender durchaus eine Deko-Funktion zu gewiesen und ist sogar als Geschenk wunderbar geeignet. Der Kalender ist damit mehr als nur eine Übersicht über Datum, Wochen und Jahresaufteilung.
Man nehme zum Beispiel den Familienplaner. Wenn jeder in der Familie ein Smartphone besitzt, die anderen Familienmitglieder aber über die Termine aufklären will, so müssten alle Kalender synchronisiert werden, damit Mama und Papa wissen, wann der Nachwuchs wo ist und welche wichtigen Termine anstehen. Das ist aber sehr aufwendig! Der Familienplaner an der Wand ist hier die deutlich bessere Lösung, denn er bietet für jeden in der Familie eine eigene Spalte und jeder kann sich eintragen. Schon haben alle zu jeder Zeit den vollen Überblick und wissen, wann wer verfügbar ist und wann nicht.
Digitaler kontra Papierkalender
Nicht zu vergessen, dass momentan scheinbar alles „retro“ sein muss oder darf. Selbst gemachte Dinge stehen hoch im Kurs und damit ist nicht nur Marmelade oder Kuchen gemeint! Auch die kleinen Basteleien sind immer noch gefragt. Jeder freut sich doch darüber, wenn jemand nicht nur einfach in den Laden gegangen ist – oder wahlweise den Onlineshop besucht hat – und dort eine Kleinigkeit gekauft hat.
Es zeugt von deutlich mehr Interesse dem Gegenüber, sich wirklich Gedanken zu machen und vielleicht sogar das eigene Basteltalent einzusetzen, um jemandem eine Freude zu machen. So entstehen wunderschöne Fotokalender, die mit eigenen Motiven versehen werden können und die ein tolles Geschenk darstellen. Solche Dinge sind mit der digitalen Variante natürlich nicht möglich.
Teures gefällt?
Ein Geschenk oder Mitbringsel muss nicht immer teuer sein, damit es gut ankommt. Ein Kalender kostet nicht die Welt und dennoch kann sich der Beschenkte unbändig darüber freuen. Ein Smartphone wird wohl niemand einfach so verschenken und wenn, ist die Freude darüber dennoch eine andere, als wenn eine Kleinigkeit überreicht wird, die selbst gebastelt oder wenigstens beschriftet wurde.
Viele Menschen haben außerdem gern etwas in der Hand und lieben die Haptik eines Kalenders. Termine und Notizen tragen sie gern per Hand ein und es ist eine Frage des Stils, den analogen Kalender für das Eintragen von wichtigen Terminen zu nutzen. Für unterwegs eignet sich auch ein kleiner Taschenkalender, wobei dieser nicht einmal unbedingt zur günstigsten Sorte gehören muss. Ausführungen mit echtem Ledereinband kosten bis zu 80 Euro oder mehr. Wer so etwas aus der Tasche holt, weil er einen Termin eintragen möchte, zeigt seinen Stil sehr deutlich und auch, dass konservative Werte manchmal doch noch Bestand haben.
Was verkauft sich besonders gut?
In jedem Jahr gibt es Papierkalender, die sich sehr gut verkaufen. Auffällig dabei ist, dass es immer wieder ähnliche Kalendermodelle sind, die zu den absoluten Spitzenreitern unter den Kalendern gehören. Der bereits erwähnte Familienkalender steht ganz oben auf der Hitliste, vor allem dann, wenn er möglichst viele Spalten hat. So lassen sich nämlich nicht nur die Termine für die einzelnen Familienmitglieder einschreiben, sondern auch noch weitere Daten, die die ganze Familie betreffen, aber keiner einzelnen Person zugeordnet werden können oder sollen.
Mondkalender stehen hoch im Kurs, ebenso Modelle mit Sprüchen, Bastel- und Küchenkalender. Für Kinder eignen sich immer wieder die üblichen Motive, dazu aber auch die Figuren aus tollen Kinofilmen. In jüngster Zeit sind zum Beispiel die Minions absolute Dauerbrenner. Auch Star Wars-Kalender werden stark gefragt, wobei sich hier zwar ein Auf und Ab im Verkauf zeigt, dennoch stehen diese Kalender immer ganz oben auf der Hitliste.
Menschen fahren zweigleisig
Nur für die wenigsten Menschen ersetzt der Papierkalender völlig die digitale Variante des Smartphones. In den meisten Fällen ist der Papierkalender die geliebte Ergänzung und so fahren die meisten Kalenderbesitzer zweigleisig. Für unterwegs gibt es den digitalen Kalender, für zu Hause wird eher der Wand- oder Tischkalender eingesetzt. Auch im Büro ist das Tischmodell überaus beliebt, hier lassen sich die Termine, die am Telefon besprochen wurden, rasch eintragen. Später erfolgt die Synchronisation mit dem Computerkalender. Teilweise gibt es auch die Trennung in „beruflich – digital“, „privat – analog“.
Auffällig ist, dass vor Weihnachten das Kalendergeschäft boomt: Viele Menschen finden darin ein ideales Geschenk für Freunde, Verwandte und Bekannte. Andere wiederum haben bereits im August oder September den neuen Kalender parat, weil sie wissen, dass schon bald die ersten Termine für das nächste Jahr eintrudeln werden. In dem Fall eignen sich Geschenkkalender sicherlich weniger gut.
Voraussicht gewünscht
Interessant ist, dass die Hersteller etwa zwei Jahre im Voraus arbeiten. Das heißt, dass sie 2016 bereits an den Kalendern für 2018 werkeln. Damit einher geht allerdings, dass die aktuellen Trends nicht zwingend berücksichtigt werden können. Denn was heute modern ist, muss es in zwei Jahren längst nicht mehr sein – findet sich dann aber auf den Jahreskalendern wieder. Gerade wieder geschehen bei dem Thema Veganismus. Dieser ist seit Jahren im Gespräch, in den Kalendern findet sich das Thema aber erst jetzt. Wer soll denn auch Jahre im Voraus wissen, was irgendwann aktuell sein wird?
Dennoch darf es natürlich nicht so sein, dass die Kalender solche Dinge zeigen, die längst wieder out sind – das würde sich gar nicht verkaufen lassen. Viele Kalenderhersteller setzen daher auf Neutralität und versuchen, neue Blickweisen und –richtungen aufzuzeigen. Da alle Welt auf Instagramm oder Pinterest schaut und dort mit einer Bilderflut konfrontiert wird, gibt es von Ländern, Tieren oder anderen Bereichen kaum noch etwas, was nicht populär ist. Die Kalenderhersteller versuchen daher, eher seltene Dinge abzulichten und auf den Kalendermodellen zu zeigen. Eine besondere Sicht auf eine Sehenswürdigkeit etwa, die so von einer Privatperson gar nicht zu realisieren wäre.
Einige Hersteller setzen auf neutrale Motive, die einfach immer gehen. Katzen sind so ein Beispiel. Oder kleine Wimmelbilder, die ebenfalls immer beliebt sind. Leichter wird die Neutralität dann, wenn nicht zu stark auf die Eingrenzung eines Themas geachtet wird, sondern wenn dieses eher weitläufig behandelt wird. Geht es nicht um eine Stadt, sondern um ein ganzes Land, lassen sich mehr Motive finden, die nicht so schnell „out“ sind.
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