Die Milchmengenmessung hat nicht nur rein statistische Zwecke. Sie dient auch als Frühwarnsystem bei der Erkennung von Krankheiten bei Kühen oder generellen Problemen bei der Tierhaltung, die sich nachteilig auf die Milchproduktion auswirken können.
Warum Milchmengenmessung so wichtig geworden ist
Natürlich ist es für jeden Landwirt wichtig, die Milchmengenmessung durchzuführen. Neben der reinen Aussage über die Produktionsmenge gibt die genaue Erfassung durch moderne Melktechnik mit Abnahmeautomatik Aufschluss über viele weitere Faktoren, die das Ergebnis der Milchproduktion beeinflussen können.
Zum einen ist es selbstverständlich wichtig, dass die Milchmenge nicht nur insgesamt erfasst wird, sondern für jede Kuh einzeln ermittelt werden kann. Über moderne Anzeigen mit Duovac System von Herstellern wie Delaval, Fullwood oder Boumatic kann die Produktion der Milch heute weitgehend automatisiert werden.
Die Milchschläuche und ihr Zubehör müssen dafür immer in einwandfreiem technischen und hygienischen Zustand sein, um Infektionen bei der Ware und am Tier zu vermeiden. Auch für die Früherkennung von Problemen mit Hygiene und Gesundheit der Tiere ist die Milchmengenmessung also eines von vielen Instrumenten.
Die präzise Erfassung ist bei der Milchmenge eine Grundvoraussetzung, weswegen die Hersteller wie Boumatic, Fullwood und Delaval seit Jahrzehnten auf Melktechnik nach dem Prinzip Duovac vertrauen. Eine Abnahmeautomatik entlastet den Landwirt dabei zusätzlich von unnötigen Arbeitsschritten, die sich heutzutage leicht automatisieren lassen.
Vorteile moderner Milchmengenmessung:
- Exakte Milchmengenmessung pro Kuh, pro Kuhgruppe und kompletter Herde möglich
- Erleichterung der Abläufe und Planung bei Verwendung von Abnahmeautomatik und moderner Melktechnik für Milchschläuche
- Erfassung von Daten über Milchertrag und Durchflussraten, Milchleitfähigkeit, Melkstandleistung etc.
- Rückschlüsse auf Gesundheitszustand bzw. Wohlbefinden der Kühe sind zur Nutzung als Frühwarnsystem möglich
- Automatische Erkennung von Fehlfunktionen, Abweichungen und leichte Ablesbarkeit von Anzeigen sowie Dateneingabe direkt vor Ort per Keypad
Was tun, wenn die Milchmengenmessung Abweichungen ergibt?
Wer seine Ställe mit modernen Melkrobotern ausrüstet, die zuverlässig die Milchmengenerfassung von der Skalierung einzelne Kuh bis hin zur kompletten Herde ermöglichen, kann sehr genau erkennen, wenn es zu Abweichungen kommt.
Sobald dieser Fall eintritt, sind zwei Fragen zu beantworten:
- 1. Gibt es technische Probleme mit der Melktechnik oder dem Zubehör?
- 2. Gibt es Probleme mit dem Wohlbefinden der Kühe?
Beide Fragen sind gleichermaßen wichtig, erfordern aber unterschiedliche Herangehensweisen. Während technische Probleme bei modernen Systemen häufig ohne aufwändige Diagnosen zu erkennen und zu beheben sind, ist es bei Lebewesen nicht immer so einfach, die Gründe für einen Rückgang bei der Milchmengenmessung zu finden. Aktuell spielt der Klimawandel eine immer größere Rolle bei der Milchproduktion.
Das populäre Bild der glücklichen Kuh auf der Weide stimmt schon lange nicht mehr, wenn man weiß, dass Kühe sich bereits bei Temperaturen ab 25°C nicht mehr wohlfühlen. Auf Bergen ohne Möglichkeit der Verschattung bei Sommertemperaturen von bis zu 40°C (in der Sonne erheblich darüber!) sind diese Tiere alles andere als glücklich.
Fast schon beneidenswert sind ihre Artgenossen in moderner Stallhaltung, die in gut belüfteten und schattigen Plätzen zufrieden ihren Tag verbringen. Auf die Milchmengenmessung hat das einen direkten Einfluss, denn wenn man sich vor Augen hält, wie viel Wasser eine einzelne Kuh bereits im Normalfall benötigt, um sich selbst zu versorgen und obendrein Milch zu produzieren, wird schnell deutlich, was der Hitzestress bei Sommertemperaturen oberhalb der 40°C für die Tiere bedeutet.
Selbst unter optimalen Voraussetzungen geht die Milchmengenmessung bei derartigen Extrembedingungen zurück. Landwirte haben dadurch nicht nur ein kurzfristiges Problem, denn bekannterweise erholt sich die Milchmenge einer einzelnen Kuh nicht mehr nachhaltig, wenn sie einmal signifikant zurückgegangen ist. Die Vorstellung, dass die Tiere in einer heißen Woche dann eben mal ein paar Liter weniger Milch geben und dafür in der Folgewoche wieder mehr, ist leider falsch.
Schon deshalb ist die Früherkennung bei einem Rückgang in der Milchmengenmessung für den Bauern extrem wertvoll, weil er dann rechtzeitig gegensteuern kann und sich einzelnen Tieren verstärkt zuwenden kann, die besonders unter der Hitze leiden. In dieser Hinsicht sind Kühe nicht anders als Menschen, denn natürlich verträgt nicht jedes Individuum die Hitze gleich gut oder schlecht.
Andere Gesundheitsprobleme wirken sich auf die Milchmengenmessung aus
Häufig unterschätzt werden Probleme, die das Wohlbefinden der Kuh an sich betreffen, wenn es um die Milchmengenmessung bei der Erzeugung geht. Während allzu oft nur auf akute Gesundheitsprobleme geachtet wird, die sich direkt auf die Milchproduktion der Tiere auswirken, vernachlässigen leider immer noch zu viele Landwirte die indirekten Auslöser für einen Rückgang, der sich dann in der Melkanlage über zurückgegangene Ergebnisse bei der Milchmengenmessung äußert.
So stellt für viele Experten die Klauengesundheit einen der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren für die Haltung von Milchkühen dar. Im Jahr 2016 war dies bereits das Hauptthema auf dem Tag des Milchviehhalters in Sachsen-Anhalt.
Immer wieder kam es bei verschiedenen Betrieben zu einem Rückgang in der Milchmengenmessung, der durch die üblichen Faktoren nicht erklärt werden konnte. Dass aber lahme Kühe mit einer schlechten Klauengesundheit dazu neigen, bei der Produktion der Milch nachzulassen, ist erschreckend vielen Betrieben offenbar nicht bewusst.
Die Kosten für einen einzigen Fall der sogenannten Lahmheit bei Kühen betragen zwischen 130 und 600 Euro (Stand: 2016; mittlerweile vermutlich eher bis zu 800 Euro). Diese Werte kommen durch die Behandlung sowie die Einbußen bei der Milcherzeugung sowie eventuell eingeschränkter Fruchtbarkeit zustande.
Liegen der schlechten Klauengesundheit strukturelle Probleme im Stall zugrunde (etwa durch schlechte Bodenbeläge oder hygienische Mängel), ist schnell eine ganze Gruppe von Kühen oder sogar die ganze Herde betroffen.
In diesem Fall braucht man sich als Landwirt dann nicht zu wundern, dass die Milchmengenmessung immer weiter nach unten zeigt. Bei einem Studienprojekt an Testherden ermittelten Wissenschaftler der LFA Mecklenburg-Vorpommern in diesem Zusammenhang, dass bis zu 27 Prozent der etwa 80.000 Kühe in den Testherden Störungen des Bewegungsapparates aufwiesen.
Eutererkrankungen standen mit 23 Prozent an dritter Stelle der Häufigkeit von Gesundheitsstörungen, während die Reproduktionsstörungen mit 36 Prozent den größten Einfluss auf die Effizienz der Milchproduktion hatte.
Individuelle Pflege verbessert Ergebnisse bei der Milchmengenmessung
Während Eutererkrankungen häufig eine Folge von Hygieneproblemen sind, die sich durch saubere Milchschläuche und hygienisch einwandfreie Melktechnik in vielen Fällen für die ganze Herde reduzieren lassen, kann man an Reproduktionsstörungen kurzfristig nur wenig ändern. Anders sieht es aus, wenn man als Landwirt die Klauengesundheit ernst nimmt.
Die Beobachtungen der Wissenschaftler zeigen, dass durch eine individuelle Pflege in auf die einzelne Kuh abgestimmten Intervallen die Zahl der Lahmheiten effektiv reduziert werden kann. So konnten Betriebe, die ausgebildete Klauenpfleger einsetzen, die sich um die Beschneidung der Klauen je nach Bedarf der einzelnen Tiere kümmern, die Zahl der Lahmheiten deutlich reduzieren.
Im Vergleich dazu lag die Problematik bei Betrieben, die alle sechs Monate die komplette Herde durchgängig der Klauenbeschneidung unterziehen, deutlich höher. Als Konsequenz empfiehlt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein individuelles Schnittintervall nach Bedarf. Kühe der zweiten und dritten Laktation sollten zwischen zwei und vier Pflegetermine erhalten, während gesunde Jungkühe oft mit nur einem Termin pro Jahr völlig ausreichend versorgt sind.
Wichtig ist demnach außerdem, bei lahmen Kühen eine sofortige Behandlung einzuschieben und keine Zeit vergehen zu lassen, um die Resultate bei der Milchproduktion nicht zu gefährden. Für den Landwirt bedeutet das initial zwar größeren Aufwand (insbesondere bei der Dokumentation), aber durch digitale Assistenzsysteme wird ein Großteil dieses Aufwands relativiert.
Milchproduktion lässt sich durch verbesserte Körperkondition erhöhen
Wie bereits erwähnt, spielen die direkten Umweltfaktoren wie Hitzestress, Dehydrierung, gute Hygiene sowie die allgemeine Kondition der Kühe eine entscheidende Rolle bei der Milchproduktion. Insbesondere bei der Stallhaltung ist die engmaschige Kontrolle des Klauenzustands wichtig, da die Tiere hier anderen Gegebenheiten unterliegen als in der freien Natur.
Was häufig jedoch auf den Zustand des Stallbodens und auf reinen Bewegungsmangel zurückgeführt wird, birgt weitere Einflussfaktoren wie etwa schwindende Ballenfettpolster bei Tieren ab der zweiten Laktation. Je magerer ein Tier, desto höher das Lahmheitsrisiko, stellte die Universität Nottingham bereits im Jahr 2015 fest. Damit der Landwirt von solchen Entwicklungen nicht überrollt wird, sollte alle vierzehn Tage der BCS (Body Condition Score) sämtlicher Trockensteher-Kühe überprüft werden, so die Empfehlung der Experten.
Bei der Feststellung magerer Kühe sollten diese vorzeitig in die sogenannte Vorbereiterfütterung gestellt werden. Außerdem müssen die fetten Kühe ebenfalls genauer erfasst werden, um bei Folgelaktationen die Entwicklung in Richtung mager-lahm rasch erkennen zu können. Prinzipiell ist außerdem das Management bei der Fütterung infrage zu stellen, wenn es häufiger Ausschläge in die eine oder andere Richtung bei einer signifikanten Anzahl von Tieren kommt.
Fazit: Die Milchmengenmessung ist ein Indikator für das Wohlergehen von Kuh und Betrieb
Ein gesunder Betrieb erfordert gesunde Kühe. Das ist ein sehr offensichtlicher Zusammenhang, der jedoch zu häufig von Landwirten übersehen wird. Bei aller Automation der Melktechnologie und den Vorteilen, die dieser Fortschritt mit sich bringt, muss die individuelle Betreuung der Gesundheit der Tiere überwacht werden. Insbesondere die Kondition der Einzeltiere leidet unter der Stallhaltung, wenn nicht regelmäßig die Klauengesundheit untersucht wird.
Die individuelle Pflege der einzelnen Kuh nach dem jeweiligen Bedarf auszurichten, ist dabei vorteilhafter als die nach fixen Terminen durchgeführte Klauenbeschneidung der Gesamtherde. Auch beim Futtermanagement und den Hygienestandards kann moderne Technik insbesondere durch die digitale Dokumentation und konsequente Auswertung von Daten hilfreich sein und den Aufwand für den Landwirt im laufenden Betrieb begrenzen.
Wichtig ist die engmaschige Auswertung der Daten aber dennoch, denn die Milchmengenmessung ist nur einer von vielen Faktoren, die für die Produktion ausschlaggebend sind.
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