Heutzutage lässt sich fast alles online erledigen: Nicht nur Bücher und Elektronikartikel werden im Internet gekauft, inzwischen sind selbst digitale Arztgespräche möglich.
Da stellt sich doch die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, neben dem Onlineshop noch ein Ladengeschäft zu eröffnen. Auf der anderen Seite fragen sich viele Einzelhändler, wie sie die ans Internet verlorenen Kunden wiedergewinnen können. Lohnt es sich noch, einen Laden zu eröffnen? Die Antwort: „Jein“ Mehr dazu hier im Beitrag.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Was bedeutet es, einen Laden zu eröffnen?
Das Wichtigste bei dem Vorhaben, einen eigenen Laden zu eröffnen: die Strategie! Ohne eine solche wird es ein blinder Versuch, in der umkämpften Landschaft des Einzelhandels Fuß fassen zu wollen. Wer dann schon einen gut gehenden Onlineshop als Sicherheitsnetz hat, ist gut dran. Ist das aber nicht der Fall, droht ohne Strategie sehr schnell die Insolvenz und damit das Scheitern des Vorhabens.
Entscheidungen für oder gegen die Ladeneröffnung müssen nach der genauen Betrachtung aller relevanten Faktoren getroffen werden, die sich in erster Linie um die Kosten und um die mögliche Rentabilität drehen. Eines ist aber sicher: Ein gewisses Risiko bleibt immer bestehen. Auch mit der besten Strategie lassen sich externe Faktoren nicht gänzlich vorhersehen (siehe Corona).
Die Eröffnung eines Ladens sollte daher immer als separate Unternehmung gesehen werden, eine Verknüpfung zu einem Geschäft mit dem Onlineshop ist erst nach Etablierung des Standortes sinnvoll.
Was sind denn nun aber die wichtigsten Faktoren, die bei einer Ladeneröffnung berücksichtigt werden sollten?
Die folgenden Punkte geben eine Antwort:
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Das Ladenkonzept:
Hierbei geht es nicht nur darum, wie es im Laden aussehen soll. Dieser braucht ein eigenständiges Konzept, welches vom Onlineshop unabhängig ist.
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Der Standort:
Eine gute Erreichbarkeit ist immer wichtig. Ansonsten muss der Standort zum Konzept des Ladens passen, der eine entsprechende Umgebung benötigt (hohe Kundenfrequentierung, Umfeld exklusiver Geschäfte, ruhige Lage etc.).
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Der Businessplan:
Jeder Kreditgeber will einen Businessplan sehen. Erfasst werden darin kalkulierte Kosten, erwartete Gewinne, Daten zum nötigen Personal, zu Standort, Marketingmaßnahmen und Wachstumschancen.
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Die Finanzierung:
Woher kommt das nötige Geld für die Eröffnung? Banken, private Kreditgeber, Crowd Funding, Eigenkapital?
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Die Konkurrenz:
Vor der Eröffnung ist ein Check der Konkurrenz sinnvoll. Gibt es diese, wie stark ist sie und welche Nischen können besetzt werden?
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Spezielle Vorschriften:
Kommen noch Vorschriften hinzu, die berücksichtigt werden müssen? Was gilt für den Verkauf von Lebens- und Genussmitteln, von Medikamenten oder ähnlichem bei einem Ladenverkauf (auch in Bezug auf die Ausbildung des Personals)?
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Die Räumlichkeiten:
Ist der gewählte Standort in Bezug auf seine Größe passend (Verkaufs- und Lagerraum, Büro etc.)?
Wovon ist der Erfolg des Ladens abhängig?
Es ist nicht der eine typische Faktor, der den Erfolg eines Ladengeschäfts ausmacht. Vielmehr sind es verschiedene Einflussfaktoren, anhand derer sich der Erfolg einstellen kann – oder eben auch nicht.
Die folgende Aufstellung zeigt einige der wichtigsten Einflussfaktoren, die bei der Erfolgsplanung berücksichtigt werden sollten:
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Alter der Zielgruppe
Zielt das Angebot auf eine junge Kundschaft? Dann ist die Chance auf Erfolg bei einer Kombination aus Ladengeschäft und Onlineshop oder bei einer alleinigen Konzentration auf das Onlineangebot größer. Jüngere Menschen sind eher bereit, im Internet zu kaufen als ältere. Sie schätzen gute Angebote, wollen aber häufig vorher die Preise vergleichen. Eine „Ladenbindung“ stellt sich weniger rasch ein.
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Art der Produkte
Handelt es sich um Produkte, deren Anwendung eine Erklärung bedarf? Eine Kaufberatung wird lieber direkt in Anspruch genommen. Laut einer Studie der Harvard Business Review haben viele Kunden ihre Kaufentscheidung schon vor dem Kontakt mit einem Verkäufer getroffen. Das geschieht in der Regel online. Das heißt, die Kunden haben sich online zu einem Produkt informiert und benötigen gar keine umfassende Beratung mehr.
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Nischenprodukte
Die angebotenen Produkte müssen auf eine kaufbereite Zielgruppe treffen. Häufig haben Nischenprodukte eine gute Chance auf Erfolg, allerdings darf die Nische nicht zu klein sein. Wenn das Produkt zwar eine Lösung für einen speziellen Einzelfall bietet, dieser Fall aber höchst selten zu finden ist, wird der Onlineshop eher die richtige Wahl sein als das Ladengeschäft.
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Große Erwartungen?
Wenn die Zielgruppe bestimmte Erwartungen an das Angebot hat und dieses bereits bedient wird, sind die Aussichten auf Erfolg eher schlecht. Viele Kunden bleiben ihren Gewohnheiten treu und wechseln nicht zu anderen Anbietern oder neuen Produkten, wenn sie bisher zufrieden waren. Wer ein solch intaktes „Ökosystem“ stört, wird eher keinen Erfolg haben.
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Prüfung der Produkte
Laut einer Studie von Statista, bei der überprüft wurde, was lieber online gekauft wird, sind es vor allem die Dinge, die keiner vorherigen Kaufprüfung bedürfen, die online geshoppt werden. Bücher, Unterhaltungselektronik, Telekommunikationszubehör und Computerwaren werden lieber online gekauft. Lebensmittel, Heimwerkerbedarf und Möbel hingegen werden in den klassischen Ladengeschäften gern erworben.
Wie wird ermittelt, ob sich ein Ladengeschäft lohnt?
Eine Analyse, ob sich ein Ladengeschäft lohnt oder nicht, sollte bereits vor der Eröffnung durchgeführt werden. Möglich wird das unter anderem durch die Analysierung der Konkurrenz: Hat der Wettbewerb einen Onlineshop oder ein Ladengeschäft? Wenn beides vorhanden ist: Was war zuerst da? Bietet der Wettbewerb neben den Kernprodukten weitere Leistungen und Services?
Wichtig ist des Weiteren eine umfassende Marktanalyse, die Aufschluss über den potenziellen Erfolg geben kann. Dabei wird ermittelt, ob das eigene Angebot am gewählten Standort schon vorhanden ist oder ob es hier noch Lücken gibt. Sind am Standort vor allem Läden mit hochpreisigen Artikeln ansässig, wird vielleicht eine günstige Alternative benötigt. Fehlen Fitnessstudios oder sind diese vorhanden, dafür aber kein Sportausstatter?
Natürlich dürfen bei einer Erfolgsmessung auch SWOT und PUMA nicht fehlen. SWOT steht für eine Untersuchung von Stärken und Schwächen, von Chancen und Risiken eines Unternehmens. Anhand der ermittelten Ergebnisse kann entschieden werden, ob sich die eigene Strategie als richtig erweist oder ob bereits zu Beginn Nachbesserungen nötig sind.
PUMA steht für die Projektumfeldanalyse und bezieht alle äußeren Einflussfaktoren ein. Dieses Umfeld muss schon vor Beginn des Vorhabens genauer betrachtet werden, denn nur so lässt sich der potenzielle Erfolg abschätzen.
Auch eine bewährte Kundenbefragung kann das Mittel der Wahl sein. Wer bereits einen Onlineshop betreibt, kann die dort registrierten Kunden zu einer Umfrage auffordern: Würden Sie die Produkte auch im Ladengeschäft kaufen? Eventuell kann es hilfreich sein, am gewählten Standort Personen direkt zu befragen, ob sie sich vorstellen könnten, in einem Geschäft mit dem Angebot XY einzukaufen. Die Aussagen sind jedoch vorsichtig zu betrachten, denn nicht jeder Befragte wird ein tatsächlicher Kunde.
Erfahrungen aus dem Onlineshop nutzen
Die Erfahrungen aus dem Onlineshop können von großem Vorteil sein. Die Anzahl der Kunden ist vorhanden, muss allerdings um die dezimiert werden, die reine Onlinekäufer bleiben werden. Hierbei kann eine Entscheidung anhand der Kundendaten getroffen werden: Wer aus der Nähe kommt, wird auch zum Ladeneinkäufer werden, wer nicht in der Stadt wohnt, bleibt meist Onlineshopper.
Aus den Verkaufserfahrungen aus dem Onlineshop lassen sich bestimmte Trends ableiten:
- Welche Produkte werden zu welcher Zeit am häufigsten gekauft?
- In welchem Produktbereich ist die Nachfrage am größten?
- Welches Budget kann pro Käufer eingeplant werden?
- Welche Produkte müssen immer am Lager sein?
- Welche Spezifikationen und Sonderwünsche müssen berücksichtigt werden?
- Mit welchen Boni lassen sich Kunden binden (kostenfreie Lieferung der Produkte, Rabatte, Sammelaktionen etc.)?
- Welche Produkte erfordern eine gesonderte Beratung?
Anhand der Daten zu den verkauften Produkten lässt sich ableiten, wie groß die Lager- und Verkaufsfläche sein muss. Das wiederum ist für die Entscheidung für oder gegen einen Standort wichtig. Damit sind überdies die einzukalkulierenden Kosten verbunden, denn je größer die Lager- und Verkaufsfläche sein muss, desto höher sind die entsprechenden Objektkosten.
Fazit: Rationales Vorgehen ebnet den Weg zum Erfolg
Der Erfolg einer Ladeneröffnung ist davon abhängig, ob vorab alle Einflussfaktoren betrachtet und entsprechend gewertet werden. Das Motto „Wird schon schiefgehen!“ ist hierbei eher nicht anzuraten, auch wenn selbst bei sorgfältigster Analyse ein gewisses Restrisiko bleibt. Vor der Ladeneröffnung ist wichtig, eine Nische zu finden. Die Konkurrenz darf nicht zu groß sein, der Standort muss entsprechend der Verkaufschancen gewählt werden.
Beachtet werden muss auch, dass die Digitalisierung fortschreitet und immer mehr Einzelhändler dazu übergehen werden, ihr Geschäft ins Internet zu verlagern. Wirklich aussterben wird der Einzelhandel vor Ort hoffentlich nie, daher sind die Erfolgsaussichten je nach Branche und Konzept dennoch gut.