Sie haben viele Gemeinsamkeiten, aber dennoch bestehen Unterschiede zwischen Standardteilemanagement im Handel und beim Einzelhandel. Daher fragen wir nach: Wo befinden sich Gemeinsamkeiten, und wie löst der Handel für produzierende Unternehmen die Herausforderungen? Wir haben mit Simon Wittmann, Head of Marketing & eCommerce der Böllhoff GmbH gesprochen.
Im Interview zu Standardteilemanagement-System ECOSIT®: Simon Wittmann von Böllhoff
EINZELHANDEL-NEWS: Ähnlich wie im C-Teile Management des B2B-Bereichs bewegt auch der Einzelhandel kleinpreisige Teile mit großer Wirkung. Herr Wittmann, können Sie uns die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Standardteilemanagement im Großhandel für produzierende Unternehmen und beim Einzelhandel erläutern?
WITTMANN: An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich kein Experte für Logistik im Einzelhandel bin und mir daher auch nicht anmaße, Ratschläge zu erteilen.
Auf abstrakter Ebene stellen sich Groß- und Einzelhandel jedoch ähnlichen Herausforderungen: Es geht um bedarfsgerechte Lieferungen, die Versorgung beim Kunden sicherzustellen und nachhaltig zu agieren.
EINZELHANDEL-NEWS: Böllhoff hat ein System entwickelt, um teure Produktionsausfälle aufgrund von vernachlässigtem C-Teile-Management bei Industrieunternehmen zu verhindern. Dieses System nennt sich ECOSIT®. Dabei handelt es sich um ein komplexes System zur effizienten Vereinfachung der Produktion. Können Sie dieses komplexe System kurz erläutern?
WITTMANN: Bei ECOSIT® handelt es sich um ein wirtschaftliches Beschaffungs- und Belieferungssystem für Verbindungstechnik. Seine zwei Bestandteile bilden die Beschaffung der C-Teile, wofür der Einkauf verantwortlich ist. Außerdem als zweiter Bestandteil die Belieferung, bei der die Logistik die verantwortliche Unternehmensfunktion ist. Die dahinterliegenden Prozesse optimieren wir und sichern die Versorgung des Kunden mit den Teilen ab. Wir nutzen das Kanban System und möchten so eine bedarfsgerechte Versorgungssicherheit erzielen.
EINZELHANDEL-NEWS: Seit nunmehr 30 Jahren entwickelt sich ECOSIT® ständig weiter. Wie halten Sie System stets auf dem aktuellen Stand?
WITTMANN: Die gesamte Böllhoff-Gruppe hat die Philosophie der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Kunden. Das ist auch bei ECOSIT® so. Wir haben mittlerweile über 30 Jahre Erfahrung, mehr als 500 Systeme bei den Kunden eingeführt und haben dadurch mit den Kunden gelernt. Wir beliefern die gesamte Breite der Industrie. Dadurch kennen wir eine Vielfalt von Menschen, Prozessen und Produkten. An dieser Stelle lassen wir uns natürlich gerne von unseren Kunden treiben!
Zudem entwickelt sich unser digitales und technologisches Umfeld immer weiter. Das beobachten wir genau! Sobald sich ein Entwicklungsschritt für uns als sinnvoll erweist, bauen wir diesen in unsere Prozesse ein. Beispiele sind Weiterentwicklungen bei der RFID-Technologie. Für unsere Kunden haben wir daraus konkret ECO-FLEXIBLE und ECO-MOBILE entwickelt. Beides sind Steuerzentralen des ECOSIT®-Systems, denn sie scannen RFID-Codes und generieren die Daten für diesen ausgefeilten Prozess.
Als dritter Punkt ist unser Team zu nennen: Dabei handelt es sich um mehr als um ein Team an Produktentwicklern. Die Kollegen sind vielmehr ins Tagesgeschäft direkt mit dem Kunden eingebunden.
Sie fahren zum ersten Termin bei neuen Kunden, um tiefere technische Einblicke geben zu können. Durch ihre Expertise können sie weit detailliertere Antworten geben als Vertriebler. Zusätzlich begleiten sie die technische Implementierung des Systems. Sie nehmen an Diskussionen als Experten teil, entweder als Zuschauer eines Vortrags oder geben selbst Vorträge. Zudem arbeiten sie wissenschaftlich: In einem Projekt mit dem Fraunhofer-IIS haben sie smarte Behälter entwickelt, die Daten liefern und so Prozesse anstoßen können. Durch diese vielschichtigen Aktivitäten bekommen sie viel Input und haben die Chance „über den Tellerrand zu schauen“. Daraus ergibt sich enormes Entwicklungspotenzial.
EINZELHANDEL-NEWS: Ihre Kunden sind begeistert, wie einfach das System zu bedienen ist. Und das sagen alle Teile der äußerst heterogenen Anwenderschaft: Schließlich wird System sowohl vom Management als auch einzelnen Mitarbeitern in der Produktion gelobt. Wie schaffen Sie es, jeden Einzelnen zufrieden zu stellen?
WITTMANN: Wir sprechen eben nicht von DEM Kunden und der einen Person. Vielmehr interagieren mit vielen Menschen bei einzelnen Kunden, wie es im B2B-Bereich üblich ist. Und darum geht es: Bedarfsgerechte Lösungen für die jeweilige Zielgruppe bereitzustellen.
Die wichtigste Person, den Werker, betrachten wir zuerst. Schließlich setzt er das ECOSIT®-System täglich ein. Um seine Arbeit zu erledigen, braucht er eine schnelle, einfache und fehlerfreie Versorgung mit Verbindungselementen. Das beginnt bei der Bereitstellung von den erforderlichen Teilen mit kurzen oder ohne Wege, bis hin zur kontinuierlichen Verfügbarkeit der Teile durch bedarfsgerechte Lieferung.
Dinge wie aufwändige Arbeitsvorbereitungsformulare oder Nachbestelllisten, die per Hand auszufüllen wären, sind einfach nicht mehr erforderlich.
Als nächste Zielgruppe zu nennen wäre der Disponent. Er ist verantwortlich für die Verfügbarkeit der Teile. Um sich den wichtigeren A- und B-Teilen widmen zu können, möchte er so wenig wie möglich administrativen Aufwand mit der C-Teile Beschaffung haben. Die ganzen Daten, die der Werker durch Scannen der Etiketten generiert, stehen automatisch den Disponenten zur Verfügung. Zusätzlich kommen Dinge wie der Wareneingangsbeleg oder Bestellbestätigung digital an und werden automatisch zugeordnet. So hat der Disponent im Tagesgeschäft möglichst wenig mit uns zu tun.
Zum Thema Kosteneinsparung: Mit unserem Bedarfsrechner kalkulieren wir die optimale Liefermenge in Zusammenhang mit der Lieferfrequenz im Sinne der Produktverfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit.
Die dritte Zielgruppe ist das Management, bzw. der Einkaufsleiter, der einen langfristigen, verlässlichen und strategischen Lieferanten sucht. Hier kommen wir ins Spiel, denn wir haben zusätzlich zum C-Teile Management die Kompetenz als Hersteller Bauteile partnerschaftlich zu entwickeln und nachher zuverlässig zu fertigen und bereitzustellen. Darüber hinaus haben wir das Thema Nachhaltigkeit auf allen Ebenen in das ECOSIT®-System integriert und kommunizieren es transparent.
EINZELHANDEL-NEWS: Bereits bevor Sie Ihren Kunden ein maßgeschneidertes Angebot abgeben, errechnen Sie detailliert die Prozesskosten des Kunden und konfrontieren ihn mit einem Fragenkatalog. Das klingt erstmal langwierig und alles andere als einfach. Warum machen Sie das?
WITTMANN: Mit unserem detaillierten Angebotsprozess schaffen wir zuallererst das Bewusstsein und das Verständnis beim Kunden für seine Prozesse und die Wichtigkeit des C-Teile Kanban. Denn indem sich die Kundschaft mit unserem Prozesskostenrechner und Fragenkatalog beschäftigt, schauen sie sich die Prozesse des Werkers, der Beschaffung einschließlich Lieferung genau an. Schon allein dadurch offenbaren sich manche Optimierungspotenziale. Viele Kunden erkennen so, warum sich dieser vermeintliche Mehraufwand für sie lohnt.
Zudem ist der Entscheider über das einzusetzende System selten der Anwender, der es später täglich verwendet. Hier kann der Anwender die Daten aus dem Angebotsprozess als interne Argumentationsgrundlage nutzen, um die vielen beteiligten Personen zu überzeugen.
Darüber hinaus möchten wir bei Böllhoff den Kunden verstehen, um die bestmögliche Lösung für den jeweiligen Kunden anbieten zu können.
EINZELHANDEL-NEWS: Kostenreduzierungen sind möglich, indem man die Anzahl der Lieferanten senkt, oder geschickt (nach-)verhandelt. Wie kommt hier ECOSIT® ins Spiel?
WITTMANN: Hier möchte ich das klassische 80:20 Prinzip ansprechen: 80 % der Gesamtkosten für C-Teile entstehen durch die besprochenen Prozesse. 20 % der Gesamtkosten sind der Teilepreis. Darum ist es so wichtig, die Prozesskosten zu optimieren.
Natürlich übernehmen wir die Verantwortung für den Teilepreis: Wir von Böllhoff stehen im globalen Wettbewerb und können durch die jahrzehntelange Erfahrung wettbewerbsfähige und marktfähige Artikelpreise innerhalb unseres Beschaffungsnetzwerkes garantieren.
EINZELHANDEL-NEWS: Wie erreicht man mit ECOSIT® Planungssicherheit?
WITTMANN: Sowohl unsere Kunden als auch wir sind hier gefordert: Unsere Kunden liefern uns eine Vorhersage über deren Bedarf. Sie wissen genau, welche Stückzahlen sie produzieren werden und wie viele C-Teile dafür erforderlich sind.
Wir sind zugleich Hersteller von Verbindungselementen und Großhändler: Als Hersteller produzieren wir die erforderliche Anzahl der Verbindungselemente. Als Händler stehen wir zudem in der besonderen Verantwortung Schwankungen im Bedarf aufzufangen. Das ist besonders wichtig, denn viele Standardteile werden über den Seeweg geliefert. Daher ist eine Vorausplanung über mehrere Monate erforderlich. Gerade in der heutigen Zeit, in der es immer wieder zu Störungen kommt.
EINZELHANDEL-NEWS: Vielen Dank für die Vorstellung ihres ECOSIT®-Systems, Herr Wittmann!
Weitere Informationen gibt Ihnen:
Simon Wittmann, Head of Marketing & eCommerce
Böllhoff GmbH
Marketing & eCommerce
Archimedesstraße 1-4 | 33649 Bielefeld
Website: www.boellhoff.com
