Die Einzelhandelskaufmann Ausbildung ist die beliebteste Ausbildung in Deutschland. Seit Jahren führt sie die Rankings an. Wir zeigen, wie die Einzelhandelskaufmann Ausbildung abläuft, welche Hürden es zu überwinden gilt, welche Möglichkeiten nach der Lehre bestehen und natürlich, was verdient werden kann.
Einzelhandelskaufmann Ausbildung: Zahlen und Fakten
Wie schon angedeutet, ist die Einzelhandelskaufmann Ausbildung seit Jahren die beliebteste Ausbildung. Von den etwa 510.000 Ausbildungsplätzen, die Jahr für Jahr neu vergeben werden, entfallen fast 60.000 Stellen auf solche im kaufmännischen Bereich im Einzelhandel. Mehr als jeder Zehnte entscheidet sich also für die Einzelhandelskaufmann Ausbildung. Zumindest das Verhältnis ist seit Jahren relativ konstant. Die gesamten Zahlen sinken allerdings leicht. Das gilt aber auch für andere Branchen, was in erster Linie auf den demografischen Wandel in Deutschland zurückzuführen ist.
Dazu kommt, dass auch die Quote der Prüfungsteilnehmer, die bestehen, recht hoch ist. Von den knapp 29.000 Prüflingen sind es nur etwas über 2.000, die die Prüfungen nicht bestehen. Auch für die berufliche Zukunft ist eine Einzelhandelskaufmann Ausbildung erstrebenswert. Mit etwa drei Millionen Stellen ist der Einzelhandel einer der größten Branchen Deutschlands. Die Kauffrauen und Kaufmänner machen davon den überwiegenden Teil aus.
Was macht ein Einzelhandelskaufmann?
Bevor wir die Einzelhandelskaufmann Ausbildung näher beleuchten, schauen wir uns kurz an, was ein Kaufmann im Einzelhandel eigentlich genau macht, was zu seinen Aufgabenbereichen gehört und welche Einsatzzwecke es für ihn und sie gibt.
In erster Linie ist das Dasein als Einzelhandelskaufmann geprägt vom Dienst am Kunden. Der ist schließlich König und möchte seinen Wünschen und Vorstellungen entsprechend gut beraten werden. Dafür ist einiges Wissen Voraussetzung. Nichts ist schlimmer als wenn ein Einzelhandelskaufmann nicht weiß, welche Produkte er verkauft und für was sie sich besonders gut eignen. Warenkunde ist daher das A und O für eine gute Beratung. Wie die Ware präsentiert wird, welche Werbemittel verkaufsfördernd eingesetzt werden, welches Logo wo platziert wird. All das weiß ein guter Einzelhandelskaufmann.
Hinter den Kulissen geht es weiter. Ein Kaufmann ist für das Sortiment verantwortlich, ist also nicht nur Verkäufer, sondern auch Einkäufer der Produkte. Grundlegende wirtschaftliche Kenntnisse sind daher nötig. Ebenfalls gehört eine Marktanalyse und das Beobachten der Konkurrenz dazu. Schließlich möchte man keine Trends verschlafen und sich hinterher wundern, warum die Kunden ausbleiben.
Letztlich ist ein Einzelhandelskaufmann also Mädchen für alles in einem Geschäft. Das muss aber nicht nur ein klassischer Laden sein, sondern kann auch den Handel im Internet umfassen. Die Aufgabenbereiche in diesem Beruf sind also sehr vielseitig und von noch mehr Abwechslung geprägt.
Einzelhandelskaufmann Ausbildung: So läuft sie ab
Wie ist eine klassische Ausbildung aufgebaut? Welche Anteile haben die theoretische Ausbildung in der Berufsschule, welche die praktische Ausbildung im Betrieb? Welche Gehälter werden gezahlt? Eine kurze Übersicht:
Der Aufbau der Ausbildung
Die Ausbildung zum Kaufmann oder zu Kauffrau im Einzelhandel dauert in der Regel drei Jahre. Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine zwei beziehungsweise zweieinhalbjährige Verkürzung der Ausbildung möglich. Eine höhere Schulbildung, besonders guten Leistungen an der Berufsschule oder Vorkenntnisse im Handel können eine solche Verkürzung begründen.
Die Ausbildung ist eine klassische duale Ausbildung, das heißt, praktischer und theoretischer Teil geben sich regelmäßig die Klinke in die Hand. Wird die Ausbildung nach dem alten Modell absolviert, wartet nach zwei Jahren die Zwischenprüfung. Am Ende der Ausbildung nach drei Jahren gibt es eine Abschlussprüfung. Nach den neueren Prüfungsvorschriften wird nach zwei Jahren der erste Teil der Abschlussprüfungen absolviert, nach drei Jahren der zweite Teil. Inhaltlich unterscheiden sich die verschiedenen Formen dagegen kaum. Am Ende ist der Azubi mit dem Bestehen der Prüfungen staatlich anerkannter Einzelhandelskaufmann.
Die Ausbildung in der Berufsschule
Wie die Ausbildung an der Berufsschule abläuft, ist unterschiedlich. Es ist möglich, dass die Auszubildenden pro Woche zwei Tage in der Berufsschule verbringen, so dass sich Theorie und Praxis ständig abwechseln. Es gibt aber auch sogenannte Blockmodelle, bei denen die Zeit an der Berufsschule über mehrere Wochen oder Monate andauert. Anschließend geht es über einen ebenfalls langen Zeitraum wieder zurück in den Betrieb, wo die praktische Ausbildung erfolgt.
Zu den Ausbildungsinhalten an der Berufsschule im ersten Ausbildungsjahr zählt unter anderem folgender Lehrstoff:
Hier gilt es zunächst Grundlagen zu vermitteln, die nahezu alle Bereiche schon etwas tangieren. Auszubildende werden nicht nur auf Verkaufsgespräche vorbereitet, sondern auch welche Verhaltensweisen es für Konfliktsituationen mit Kunden gibt. Welche Rechte haben Kunden, sollten sie einen Artikel reklamieren? Welche Zahlsysteme gibt es und wie funktionieren diese? Wie sieht überhaupt das Sortiment aus? Nach welchen Kriterien wird das zusammengestellt? Wie wird das Sortiment beworben? All diese Fragen werden im ersten Lehrjahr bereits in Grundzügen angerissen, so dass einem praktischen Einsatz im Betrieb nichts entgegen steht.
Das zweite Ausbildungsjahr
Im zweiten Lehrjahr bei der Einzelhandelskaufmann Ausbildung folgt eine Spezialisierung. In der Regel wird zwischen folgenden Gebieten gewählt:
Verkauf und Beratung: Beratungs- und Verkaufsgespräche werden noch tiefergehend behandelt. Dabei werden auch psychologische Gesichtspunkte behandelt. Zudem wird tiefergehend auf die Rechte von Kunden eingegangen und welche Lösungen es für schwierige Kundengespräche geben kann.
Warenannahme, -lagerung und Logistik: Der Hauptaugenmerk bei diesem Gebiet liegt bei der Steuerung des Bestands. Wie werden Leerstände verhindert? Wie wird verhindert, dass zu viel Ware die Lager verstopft? Ein gewichtiger Anteil der Ausbildung ist hier das Lesen von Statistiken und deren Interpretation.
Marketing: Welche Werbemaßnahmen funktionieren für welche Artikel am besten? Wie werden aus Besuchern des Ladens Kunden und am besten gleich langfristige Kunden? Auch das Online Marketing ist hier mittlerweile Bestandteil des Lehrplans.
Kasse: Hier werden die verschiedenen Bezahlsysteme gründlich beleuchtet. Wie läuft der Kassiervorgang möglichst effizient ab? Wie laufen Umtausch- oder Reklamationsgesuche von Kunden ab?
Das dritte Ausbildungsjahr an der Berufsschule
Das dritte Lehrjahr an der Berufsschule ist geprägt von weiteren Vertiefungen. Zudem folgt mit dem Belegen drei weiterer Wahlqualifikationen eine tiefere Spezialisierung. Aus folgenden Inhalten müssen Auszubildende dabei drei Bausteine auswählen:
- Beratung und Verkauf:
Hierbei steht in erster Linie die Kommunikation mit dem Kunden im Vordergrund. - Marketing:
Konkurrenzbeobachtung, Marktanalyse und Zielgruppenmarketing sind Inhalte dieses Ausbildungsblocks. Dabei werden verkaufsfördernde Strategien entwickelt und vergangene Werbekampagnen analysiert und für die Zukunft optimiert. - Personalplanung:
In diesem Bereich steht das Personal im Mittelpunkt. Das reicht von der Personalplanung bis zur Mitarbeiterführung. Zusätzlich werden Grundlagen aus dem Arbeits- und Sozialrecht behandelt. - Beschaffungsorientierte Warenwirtschaft:
Im Rahmen des Themenschwerpunkts der beschaffungsorientierten Warenwirtschaft geht es vor allem darum, wie ein Sortiment gestaltet wird und wie ein Bestand kontrolliert wird. Weitere Punkte sind das Bestellwesen und der Zahlungsverkehr. Zudem fließen rechtliche Aspekte in die Ausbildung mit ein. - Warenwirtschaftliche Analyse:
Bei der warenwirtschaftlichen Analyse stehen Statistiken im Mittelpunkt. Das reicht von Umsatzstatistiken bis zur Organisation von Inventuren. - Kaufmännische Steuerung:
Der Themenschwerpunkt der kaufmännischen Steuerung und Kontrolle stellt Themen wie Leistungs- und Kostenrechnung, Preisbildung und betriebliche Erfolgsrechnung in den Mittelpunkt. - IT und E-Commerce:
Wer sich auf den Handel im Internet spezialisieren möchte, erfährt in diesem Bereich Grundlagen für die Arbeit mit verschiedenen Systemen, Software und Datenbanken. - Selbständige Unternehmer:
Wer später gedenkt, sich selber nach der Ausbildung im Einzelhandel selbständig zu machen, lernt in diesem Themenschwerpunkt alle nötigen Voraussetzungen und Kenntnisse für eine selbständige unternehmerische Tätigkeit.
Die Ausbildung im Betrieb
Neben der Berufsschule ist die Ausbildung direkt im Betrieb ein ganz wesentlicher Bestandteil in der Lehre. Die sorgt dafür, dass die erlernten Kenntnisse aus der Theorie direkt in der Praxis angewandt werden können. Betriebsspezifisch bekommt der Auszubildende dabei schnell Aufgaben an die Hand, die für den laufenden Geschäftsbetrieb wichtig sind. Zudem erhält er Einblicke in die betriebliche Organisation und wird mit Themen wie Arbeits- und Tarifrecht konfrontiert. Auch Gebiete wie Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz werden im praktischen Teil regelmäßig angeschnitten. In erster Linie gilt es aber, während der Einzelhandelskaufmann Ausbildung im Betrieb alle Aspekte der Theorie aus der Berufsschule anzuwenden.
Der Verdienst während der Ausbildung
Das Gehalt während der Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zu einem, ob der Betrieb tariflich gebunden ist. Die Tarifverträge variieren zudem von Bundesland zu Bundesland.
Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung verdienten Azubis in Betrieben mit Tarifbindung im Jahr 2016 im Schnitt 714 Euro im ersten Ausbildungsjahr, 796 Euro im zweiten und 914 Euro im dritten Ausbildungsjahr.
Insgesamt bewegen sich die Gehälter in folgender Spanne:
- 550 bis 950 Euro im ersten Lehrjahr
- 590 bis 1050 Euro im zweiten Lehrjahr
- 710 bis 1200 Euro im dritten Lehrjahr
Welche Voraussetzungen müssen für eine Einzelhandelskaufmann Ausbildung mitgebracht werden?
Die Voraussetzungen unter denen man eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann antreten kann, sind verschieden. Einige Unternehmen geben sogar Bewerbern ohne eine abgeschlossene Schulausbildung eine Chance. Andere dagegen wünschen sich zumindest einen Hauptschulabschluss. Ein Abitur fordern dagegen mit einem Prozent nur die wenigsten Unternehmen.
Der überwiegende Teil der Unternehmen setzen auf die Mittlere Reife als Schulabschluss, wobei besonders ordentliche oder gute Noten in Deutsch, Mathematik und Englisch von Vorteil sind. In erster Linie sollten Bewerber für eine Einzelhandelskaufmann Ausbildung zudem Lernbereitschaft und Neugierde mitbringen. Eigenverantwortliches Arbeiten, Entscheidungsfreude und ein entsprechendes Durchhaltevermögen sind zusätzlich gute Voraussetzungen, um die Ausbildung bei dem gewünschten Unternehmen absolvieren zu können.
Wie geht es nach der Ausbildung weiter?
Nach der erfolgreich abgeschlossenen Lehre zum Kaufmann im Einzelhandel bietet sich Berufseinsteigern ein breites Betätigungsfeld. Oft dürfte zunächst die Übernahme im Ausbildungsbetrieb gewünscht sein, um weitere Erfahrungen sammeln zu können. Wer das nicht möchte und beruflich gleich zu Beginn in andere Felder hineinschnuppern möchte, hat bei dem breiten Stellenangebot fast schon die Qual der Wahl. Mit Berufserfahrung im Gepäck fällt solch ein Wechsel des Betriebs allerdings noch leichter.
Das Einstiegsgehalt als Einzelhandelskaufmann bewegt sich wie schon bei der Ausbildung in einem gewissen Rahmen. Die Spanne reicht dabei von brutto 1.500 Euro bis 2.200 Euro und ist ebenfalls wieder von der tariflichen Organisation des Betriebs abhängig.
Weiterbildungsmöglichkeiten für Einzelhandelskaufleute
Wer sich auf Dauer mit den Aufgaben eines Einzelhandelskaufmanns unterfordert fühlt, dem bietet sich eine Vielzahl von Weiterbildungsmöglichkeiten. Mit denen bieten sich vor allem Zugang zu Leitungspositionen und ein entsprechend höheres Gehalt.
- Handelsfachwirt:
Die Zusatzqualifikation zum Handelsfachwirt wird neben der Anstellung in einer Handelsschule absolviert. Die vermittelt tiefergehende betriebswirtschaftliche Kenntnisse und ermöglicht den späteren Einstieg in Führungs- und Leitungspostionen, zum Beispiel als Filial- oder Gebietsleiter. - Handelsbetriebswirt:
Auch die Weiterbildung zum Handelsbetriebswirt kann neben der Arbeit im Unternehmen gemacht werden. Dieser Abschluss erleichtert ebenfalls den Zugang zu Führungspositionen. - (Duales) Bachelorstudium Handel:
Selbst ohne Abitur ist es mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung möglich, ein Bachelorstudium mit Schwerpunkt Handel zu beginnen. An einer Fachhochschule werden in erster Linie tiefergehendes betriebswirtschaftliches und branchenspezifisches Wissen vermittelt. Einige Unternehmen bieten dies als dualen Studiengang neben der Arbeit im Betrieb an.
Ein Nachteil einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann
Nicht unerwähnt bleiben soll ein nicht unwesentlicher Nachteil, mit dem man als Kaufmann oder Kauffrau im Einzelhandel leben muss. Der Samstag zählt im Einzelhandel zu einem extrem wichtigen Tag, an dem die größten Umsätze generiert werden. Das hat natürlich zur Folge, dass man mit regelmäßiger Samstagsarbeit rechnen muss, wo Freunde und Familie frei haben. In der Regel gibt es als Ausgleich einen freien Montag oder Dienstag. Außerdem muss man nicht mit zeitaufreibenden Dienstreisen rechnen. Etwaige Messebesuche zur Erweiterung des Sortiments finden nicht viel öfter als zweimal im Jahr statt.
Fazit
Einzelhandelskaufleute sind gefragt wie eh und je. Das macht sich auch in der Zahl der Auszubildenden bemerkbar. Die Einzelhandelskaufmann Ausbildung dauert für gewöhnlich drei Jahre und unterteilt sich in Theorie an der Berufsschule und Praxis im Betrieb. Dabei werden alle nötigen Kenntnisse vermittelt, um den Kunden ein bestmögliches Verkaufserlebnis bieten zu können.
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