Das ist wirklich schade: Das Berufsbild „Kaufmann im Einzelhandel“ hat wahrlich schon wesentlich bessere Zeiten gesehen. Generationen von Arbeits- und Ausbildungssuchenden fanden in der begehrten Branche Platz und schließlich auch ihre Berufung. Möglichkeiten zum schnellen Aufstieg wie beispielsweise Weiterbildungen in eine höhere Position machen den Beruf gerade für junge Leute attraktiv. Doch wie es scheint hat die Zukunft andere Pläne.
Was damit gemeint ist, findet man bei entsprechender Suche im Internet, denn hier warten diverse Online-Warenhäuser ohne strikte Öffnungszeiten darauf, von Neukunden entdeckt und nachhaltig aufgesucht zu werden. Schnelligkeit, Einfachheit und ohne Schlange stehen an der Kasse erobert der Onlinehandel zunehmend die Herzen und das Vertrauen der Verbraucher. Zwingt der Onlinehandel demnächst den realen Kaufmann im Einzelhandel in die Knie? Werden Kaufmänner im Einzelhandel bald ihre Jobs verlieren, weil die Welt nur noch online bestellen möchte?
Was die Zukunft für den Kaufmann im Einzelhandel bereithält
So praktisch und flexibel der Onlinehandel auch sein mag: Seit Jahren sorgt genau er bei vielen Geschäften für markante Umsatzeinbußen. Laut Expertenaussage könnte in etwa 10 bis 20 Jahren das Licht in vielen Vor-Ort-Unternehmen völlig ausgehen. Finster sieht es aus rund um den Beruf des Kaufmanns im Einzelhandel. Wird er bald gänzlich aus dem Städte- und Dorfbild verschwinden? Wenn dem so wäre, was kann man dagegen tun?
Betrachter des unschönen Szenariums geben dem Einzelhandel selbst die Schuld. Während der Onlinehandel bzw. der E-Commerce rasant Fahrt aufnimmt, humpeln unsere Einkaufsparadiese behäbig hinterher – zum Schaden von Kunden und Mitarbeitern. Entlassungen und eine reduzierte Aufnahme von Lehrlingen sind die Folgen des Wandels.
Man spricht von einer sogenannten tektonischen Verschiebung, welche folgendes Ergebnis liefert: Der Einzelhandel in Städten und Dörfern löst sich allmählig auf. Zuerst verabschieden sich einige gut eingesessene Händler von einem Standort, den man noch vor Jahren als ideal bezeichnet hat. Gleich drauf verliert der Standort an Qualität und die Kunden wenden sich ab. Schließlich schließt der letzte Kaufmann im Einzelhandel die Tür des letzten Betriebs hinter sich zu und dann herrscht bedenkliches Schweigen.
Der Kaufmann im Einzelhandel geht mit der Zeit
Jetzt, wo der Onlinehandel immer mehr Gewinne einfährt und Geschäfte hierzulande in die Ecke drängt, wird es allerhöchste Zeit für Händler, sich die verloren geglaubten Plätze zurückzuerobern. Und so traurig die Situation auch ausschauen mag, so trübe ist sie dann glücklicherweise doch nicht. Noch sind es nur Vermutungen und dunkle Prophezeiungen, die den Einzelhandel einfach aufrütteln sollen.
Der Onlinehandel läuft sich zwar schon lange warm und protzt mit starken Umsätzen, dennoch hat die Filiale vor Ort etwas zu bieten, was man am Computer nicht einfordern kann: Authentizität, Kundennähe und eine Umtauschschnelligkeit, mit der E-Commerce dann doch nicht mithalten kann. Noch ist es Zeit, das Blatt zu wenden und Onlinehandel-Riesen wie beispielsweise Amazon („Amazon Fresh“ im Lebensmittelbereich) mit neuen, frischen Strategien die Stirn zu bieten. Aber wie geht man dabei am besten vor?
Händler, die zukünftig mehr Gewinne erzielen möchten, sollten mehr über ihre Daten nachdenken und diese präziser begutachten sowie überwachen. Die Aufgaben im Management verlegen sich eindeutig mehr auf die Datenauswertung als (wie noch vor Jahrzehnten) auf die Effizienz der Warenverteilung. Umgesetzt sähe das Konzept in etwa so aus: Kundenkäufe oder auch Gespräche mit Kunden zeigen dem Kaufmann im Einzelhandel, welche Wünsche, Vorlieben und welches Begehren bei den Verbrauchern offenkundig vorliegen.
Anstatt diese wichtigen Informationen einfach brach liegen zu lassen, könnte der Handel genau diesen „Wink mit dem Zaunpfahl“ sich zu Nutze machen und weitere dem Verbraucher zuträgliche Dienstleistungen sowie Versicherungen zu offerieren. Das Vertrauen der Kunden in eine Filiale bzw. in ein Unternehmen oder Geschäft wächst, je mehr sich Kaufmänner im Einzelhandel um die Belange der Kunden bemühen, je kundenorientierter gedacht und gehandelt wird und je mehr hilfreiche Lösungen dem Verbraucher angeboten werden.
Käufer reagieren positiv und äußerst positiv auf Entgegenkommen und Kundenfreundlichkeit, welche im Onlinehandel wegen der Entfernung und auch der kühlen Anonymität oftmals auf der Strecke bleiben muss.
Was Geschäfte ändern müssen, um dem Kaufmann im Einzelhandel zukünftig gute Berufs- sowie Ausbildungs-Chancen bieten zu können:
Daten | Mehrwert und Extraleistungen | Services | Kundenbefragungen, Quiz und Auswertung der Gespräche |
---|---|---|---|
saubere Datenpflege | Mit welcher Extraleistung (zum Beispiel Warentransport nach Hause, Fahrdienste für Kunden…) könnte man Kunden binden? | Beratung vor Ort anbieten (Service-Ecke im Geschäft) | Was geht in den Köpfen der Kunden vor? Die Suche nach Möglichkeiten, Verbraucher noch besser zu bedienen, setzt viel Fingerspitzengefühl voraus. Fragen beantworten Kunden dann gerne, wenn sie das Gefühl haben, diese freiwillig beantworten zu wollen |
regelmäßige Datenauswertung | Vor Ort: kleine Zwischendurch-Geschenke und Kostproben stimmen das Kundenherz froh und steigern das Einkaufsvergnügen. | Geschenkkörbe kreieren und zum Kauf anbieten, schmuckvolle Blumensträuße präsentieren und mit süßen Extras versehen | Ausliegende Infoblätter und Fragebögen (mit kleiner Belohnung) nehmen dem Kunden die Scheu, die er vielleicht bei einem direkten Gespräch hat |
Anlegen und Sortieren der Daten nach Gehalt und Wichtigkeit | Spezielle Angebote, die sich an Kleinkinder oder Tiere richten (beispielsweise ein kleines Betreuungsangebot, während der Kunde entspannt einkaufen geht, Trinknäpfe in Geschäftsnähe etc.) | Inspirationen schaffen und Sehnsüchte wecken: das Auge lässt sich von feinen Düften und angenehmen Farben verzaubern. Geschäftsräume, die nach Sonne, Strand und Meer duften und hellblau oder lindgrüne Regale beinhalten, die das Auge des Betrachters beglücken und entspannen, führen zu Kundenwachstum und Erfolg | Auch ein heiteres Quiz-Spiel in den Räumlichkeiten des Einkaufsmarktes freuen sich Kunden. Der Betrieb profitiert von der Aktion, da er mit Hilfe des Spieles seine Waren/Marken auf charmante Art bekannt machen kann. Zudem werden Märkte, in denen auch mal eine kleine Veranstaltung stattfindet, vom Kunden generell als liebens- und empfehlenswert dargestellt. |
Über den Tellerrand geschaut: Chancen, Weiterbildung und Möglichkeiten im E-Commerce
Sicher ist es schön, direkten Kontakt zum Kunden zu pflegen und tatsächlich schätzt der Kaufmann im Einzelhandel genau diesen Punkt an diesem Beruf. Dennoch gibt es auch Auszubildende oder Berufseinsteiger, die die Arbeit am PC sehr schätzen und Waren lieber über den Postweg versenden, als diese dem Kunden persönlich zu überreichen. Die Job-Wahl ist oft reine Geschmackssache und es ist wohl so: Der Zukunft entkommt man kaum! E-Commerce und Co. gestalten die Zukunft, machen vieles einfacher und schaffen zudem auch Arbeitsplätze, halt hinter den Kulissen.
Wer sich für eine Ausbildung zum Kaufmann im E-Commerce entscheidet, sollte folgendes wissen:
Als Auszubildender im Bereich E-Commerce durchläuft man eine klassische duale Berufsausbildung. Was man vielleicht mitbringen sollte, ist die Mittlere Reife. Die Ausbildungsdauer beträgt, wie bei der normalen Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel, drei Jahre. Gearbeitet wird vorwiegend werktags (Sonderverabredungen möglich!).
Der Verdienst im Laufe der drei Ausbildungsjahre:
- 1. Jahr: etwa 700 bis 800 Euro
- 2. Jahr: etwa 800 bis 900 Euro
- 3. Jahr: etwa 900 bis 1000 Euro
Mode, Technik, Spielzeug und mehr zuordnen, einpacken und an Kunden versenden: der Ausbildungsberuf zum Kaufmann im E-Commerce ist noch recht neu. Die Tätigkeit des Kaufmanns im E-Commerce umfasst den Aufbau von gut strukturierten Online-Shops. Hierbei gilt es zu ergründen, welche Ware gut bei den Kunden ankommt und welche man besser erst gar nicht auf Lager holt.
Eine weitere Aufgabe ist das Erkennen von Trends und das Beobachten der Zielgruppe. Auch die Frage nach der optimalen Shop-Software gilt es für einen angehenden Kaufmann im E-Commerce bereits während seiner Ausbildungszeit zu klären. Weiter lernt man, wie und wo Waren gelagert werden und wie der Versand stattfindet. Zusätzlich muss der Kaufmann im E-Commerce über Online- sowie Offline-Bestimmungen genaustens informiert sein.
Weitere Aufgabenbereiche:
- Neue Produkte in den Online-Shop einpflegen
- Analysieren von Kennzahlen und Retouren, aber auch Kaufabbrüche auf ein Minimum zu reduzieren
- Rechnungen erstellen und bearbeiten
- Kundenberatung via E-Mail und Telefon
- Werbekampagnen im Team entwickeln
FAQs zum neuen Ausbildungsberuf Kaufmann im E-Commerce:
Wie kam es zum neuen Ausbildungsberuf im E-Commerce?
Der Handelsverband Deutschland (HDE) präsentierte im Mai 2015 ein Konzept, welches nun als Ausgangspunkt für neue Ausbildungsberufe genommen wird. Anfänglich setzte man sich mit interessierten Branchen, auch mit den Gewerkschaften, mit den Bundesministerien und der Kultusministerkonferenz zusammen. Daraus folgte ein gemeinsamer Antrag beim Bundeswirtschaftsministerium.
Nach etlichen Diskussionen und zahlreichen Anpassungen gelang es den Sachverständigen, innerhalb von weiteren sechs Monaten die neuen Inhalte des zukunftsträchtigen Aus- und Fortbildungsberufes präzise auszuformulieren. Das Resultat des Konzepts erfährt immer mehr Bestätigung durch den üppig wachsenden E-Commerce. Auch den immer wieder neu definierten Anforderungen an die Beschäftigten im E-Commerce wird der neue Beschluss durchaus gerecht.
Welche Betriebe/Geschäfte/Unternehmen dürfen den Kaufmann im E-Commerce ausbilden?
Online- und Multichannel-Händler, aber auch weitere Branchen, die Waren online anbieten, dürfen die Ausbildung zum Kaufmann im E-Commerce vornehmen. Ausgebildet wird hauptsächlich im Einzel- und im Großhandel.
Von was hängt die neue Ausbildungsform ab/welche Voraussetzungen muss ein Betrieb mitbringen?
Ob ein Unternehmen ausbilden darf oder nicht, hängt davon ab, ob es bereits im Onlinehandel tätig war oder ist. Zudem gilt es auch hier, gerade was Art und Einrichtung betrifft, einige wichtige Vorschriften einzuhalten. So müssen beispielsweise die Büroräume entsprechend ausgerüstet sein und den organisatorischen Voraussetzungen entsprechen. Weiter sollte versiertes Ausbildungspersonal zur Verfügung stehen, welches über gute persönliche sowie fachlichen Kompetenzen verfügt.
Wie viele Ausbildungsplätze wird es voraussichtlich jedes Jahr geben?
Man schätzt die Zahl der Ausbildungsplätze auf etwa 1.000, mit steigender Tendenz.
An welchen speziellen Orten wird es demnächst Ausbildungsplätze geben?
Wie es aussieht wird es Ausbildungsstätten und Beschulungsstandorte bundesweit geben. Doch ist mit einer regionalen Konzentration zu rechnen, da große E-Commerce-Unternehmen vorwiegend ihren Sitz in den Großräumen beispielsweise von Köln, Essen, Karlsruhe, Leipzig und Düsseldorf haben.
Video: Neuer Ausbildungsberuf: Kaufmann im E-Commerce | Frankenschau
Fazit:
Wirklich aussterben wird der Beruf des Kaufmanns im Einzelhandel wohl nicht, dafür ist er noch zu sehr in den Herzen und Köpfen der Menschen verankert. Gerade ältere Generationen brauchen das Gefühl, bewusst in einem greifbaren Geschäft einkaufen zu gehen, da für diese Gruppe Internet und PC meist noch viel zu fremd wirken. Dennoch muss die Branche sich anstrengen, mit dem zukunftsträchtigen Beruf des Kaufmanns im E-Commerce mithalten zu können.
Tut sie das, ist jedem geholfen, denn wenn man ehrlich darüber nachdenkt, bringt eine ausgewogene Kombination aus On- und Offline-Offerten fast nur Vorteile mit sich. Warum sollte zwei Branchen, die viel gemein haben, nicht einfach harmonisch und erfolgreich nebeneinander her taktieren dürfen?
Auszubildende haben nun die Wahl zwischen direktem Verkauf oder virtuellem Kundendienst. So bekommt doch eigentlich jeder, was er will. Und das ist auch gut so!
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: _Tyler Olson -#01: Minerva Studio -#02: Pixel-Shot-#03: nd3000 -#04: Iakov Filimonov