Plastik bei Mars: Rückrufaktion

0

Nahezu täglich rufen Hersteller und Produzenten Lebensmittel aufgrund von Rückständen zurück oder geben Produktwarnungen und Sicherheitshinweise für bestimmte Ware raus. Dies ist nichts Außergewöhnliches und Verbraucher wie Händler können sich auf entsprechenden Seiten (z.B. produktwarnung.de) über die neuesten Meldungen informieren.

Rückstände wie Plastik oder aktuelle Warnungen zu Produkten: fast Alltag in Deutschland

So gab z.B. die IKEA GmbH Deutschland als Produzent einer bestimmten Preiselbeer-Schokolade am 28.07. die Meldung heraus, dass das Produkt eine unzureichende Allergiekennzeichnung aufweise. Die EDEKA Zentrale in Deutschland verwies ein paar Tage zuvor darauf, dass bei einigen „Gut&Günstig“-Delikatess-Mini-Salamis vorzeitiger Fettverderb nicht auszuschließen sei und am gleichen Tag gab der Süßwarenhersteller Josef Manner bekannt, dass Spuren von nicht deklariertem Sesam in einer Rumtrüffelcreme gefunden wurden.

Meldungen wie diese sind Alltag in Deutschland und betreffen die unterschiedlichsten Produkte und Mängel, von Pestiziden in Fleisch über Plastik im Hundefutter bis hin zu Produktionsrückständen verschiedenster Art in Schokoriegeln. Genau das ereignete sich Ende Februar, als das US-Unternehmen Mars aufgrund von Kunststoffrückständen, Millionen von Schokoriegeln zurückrufen ließ – eine der größten und umfangreichsten Lebensmittel-Rückholaktionen der Vergangenheit, vor allem in Deutschland. Denn dort produziert der Schokoriegel-Hersteller Mars jeden Tag über zehn Millionen seiner süßen Snacks.

So leckere Riegel, zart, süß hmmm ein Genuss

So leckere Riegel, zart, süß hmmm ein Genuss (#01)

Plastik-Fund in Schokoriegel: Mars startet umfangreiche Rückholaktion

Die groß angelegte Rückrufaktion betraf 55 Länder, insgesamt rief Mars in ihnen 38 verschiedene Schokoprodukte zurück, u.a. so bekannte und beliebte Marken wie Mars, Milky Way Minis, Snickers oder die Celebration-Mischungen. Damit ging die Rückrufaktion bei Mars nur ein paar Tage dem Fund von Plastik in Pedigree-Hundefutter durch eine Hundebesitzerin im rheinhessischen Mommenheim voraus. Das Unterfangen war deshalb so groß und umfangreich, da es viele Millionen Produkte aufgrund ihres Mindesthaltbarkeitsdatums betraf (MHD).

Demnach konnten Süßigkeiten mit einem MHD vom 19. Juni 2016 bis zum 8. Januar 2017 von den Rückständen betroffen sein. Wie Untersuchungen im Konzern ergaben, stammte das betreffende Plastikteil bei Mars von der Verschlusskappe einer Leitung. Das Unternehmen gab an, dass sich – während der Produktion – beim Tausch einer Leitung ein Plastikdeckel gelöst habe.

Dieses Element – mit einem Durchmesser von rund 15 Zentimetern – sei dann direkt in den Produktionsprozess gelangt: Kleinere Kunststoffteilchen könnten demnach in den Produkten vorhanden sein. Laut Mars soll ein Kunde ein ca. 0,5 Zentimeter langes Plastikteil in einem der Riegel entdeckt haben. Da durch so einen Rückstand (auch wenn er nicht mal einen Zentimeter groß ist), akute Erstickungsgefahr besteht, sah sich das US-Unternehmen in der Pflicht, entsprechend zu handeln.

Die Presse miteinzubeziehn, es puplik zu machen ist von enormer Wichtigkeit

Die Presse miteinzubeziehn, es puplik zu machen ist von enormer Wichtigkeit (#02)

„Plastik-Vorfall“ bei Mars: Enormer Aufwand auch für Einzelhandel

Zwar liegt der Schaden in solchen Fällen – sowohl Imagetechnisch als auch finanziell – immer beim Hersteller bzw. Produzenten, aber auch der Einzelhandel ist von solch einer umfangreichen Rückrufaktion natürlich in erheblichem Maße betroffen. Plastik im Hundefutter, in Keksen oder eben Schokoriegeln, bedeuten auch für den Einzelhandel mitunter einen nicht unerheblichen Aufwand – personell, zeitlich, logistisch und organisatorisch.

Politiker vieler Parteien lobten indes das Vorgehen des Unternehmens, nach nur einem konkreten Fall bereits ein solches Unterfangen einzuleiten. Früher hätte man so etwas vertuscht, hieß es aus manchen Parteikreisen. Mit der Pflicht zur „Verantwortung und Qualität“ begründete der Konzern sein Handeln.

Ebenso verantwortungsbewusst muss der Einzelhandel auf die Ereignisse, Presse- und Konzernmeldungen oder Sicherheitshinweise reagieren. Und vor allem: schnell und umgehend bedarf es einer Reaktion. Schließlich sind Lebensmittelrückrufe in erster Linie eine Maßnahme, um für die Sicherheit der unwissenden, unschuldigen Verbraucher zu sorgen. Die Sicherheit muss in der gesamten Produktions- und Lieferkette gewährleistet sein.

Discounter, Einzelhandel, kann nicht dafür, wenn sowas geschieht. Haben aber enorme Unannehmlichkeiten

Discounter, Einzelhandel, kann nichts  dafür, wenn sowas geschieht. Haben aber enorme Unannehmlichkeiten (#03)

Schnelle Reaktion von Supermärkten und Discountern gefragt

Bei Fällen wie dem Plastik bei Mars sowie der damit verbundenen gewaltigen, deutschlandweiten Rückrufaktion – die unzählige Discounter und Supermärkte betraf – muss eine umgehende Reaktion entsprechend den Vorgaben und Weisungen des Herstellers erfolgen, heißt: die betroffenen Produkte sollen umgehend aus dem Handel bzw. dem Verkauf entfernt werden.

Sie müssen schleunigst aus den Regalen und damit aus den Händen der Verbraucher. Mehr kann der Einzelhandel in solchen Fällen nicht tun. Zuvor müssen die Produkte mit dem entsprechenden Ablaufdatum natürlich zunächst ausfindig gemacht werden, im Lager und in den Regalen. Dabei ist der Aufwand für den Einzelhandel natürlich umso größer, je mehr Produkte in seinem Sortiment von der Rückrufaktion betroffen sind. In diesem Fall war dieser sehr hoch, da Supermärkte wie Rewe und Edeka, aber auch die Discounter, zumeist eine ganze Reihe an Mars-Produkten im Angebot haben.

Bei Vorfällen wie diesen, aber auch z.B. bei Plastik in Hundefutter und Rückständen in Obst und Gemüsen, also bei erheblichen Gesundheitsrisiken für den Verbraucher, erfolgt die Informationsübermittlung in aller Regel nach folgendem Schema: erst wird die Firmenleitung in Kenntnis gesetzt, dann umgehend die Handelspartner sowie der Einzelhandel (zumeist über das hausinterne Krisenmanagement) und im Anschluss steht der Gang an die Öffentlichkeit bzw. die Presse.

Sicherheit der Verbraucher an erster Stelle

Nach dem Fund von Plastik bei Mars, hatten sich einige der Einzelhändler bereit erklärt, die vom Rückruf betroffenen Waren auch ohne Kassenzettel zurückzunehmen. Auch an dieser Stelle gab es viel Lob, nicht nur von der Politik, sondern zudem von Seiten der Verbraucherzentralen. Diese fordern ja bereits seit Jahren, den Rückruf von Waren und Lebensmitteln in der Praxis einfacher, unbürokratischer und schneller zu gestalten.

Dies geschah in diesem Fall bei vielen der Einzelhändlern, insofern konnte man – so aufwendig und ärgerlich eine Rückrufaktion dieser Größenordnung auch ist – immerhin bei den Beteiligten der Produktions-, Liefer- und Verkaufskette sehen, dass die Sicherheit der Verbraucher in diesem Fall an erster Stelle stand.


Bildnachweis:© Titelbild: Schwarzer.de-Fotolia- Beitragsbild:#01: pfpgroup-#02:Zerbor-#03:Thomas Reimer

Lassen Sie eine Antwort hier